Unter- und Oberkieferrücklage zählen zu den sagittalen Kieferfehlstellungen, bei denen sich einer oder beide Kiefer zu weit in Rücklage befinden. Eine operative Kieferumstellung bringt Ober- und Unterkiefer wieder in eine harmonische Lage und erschafft ein normalisiertes Gesichtsprofil.

Oberkieferrücklage

Optisch dominiert bei der Oberkieferrücklage oder maxillärer Retrognathie ein vorstehendes Kinn. Auf den zweiten Blick zeigen sich verschiedene typische Merkmale einer Oberkieferrücklage. Der mittlere Gesichtsbereich erscheint abgeflacht oder sogar konkav und die Oberlippe wirkt sehr schmal. Dahinter bilden die Zähne einen umgekehrten Überbiss.

Beschwerden

Hier ist die Nasenatmung zumeist erheblich erschwert, Betroffene schnarchen häufig stark bis hin zu Schlafaponie und chronische Entzündungen der Nasennebenhöhlen sind keine Seltenheit. Im Mundraum fehlt der Zunge Platz und der umgekehrte Überbiss erschwert das Abbeißen und Kauen beim Essen.

Oberkiefervorverlagerung

Die Therapie einer Oberkiefervorverlagerung beginnt mit einer festen Zahnspange vom Kieferorthopäden, die die Zahnreihen auf ihre neue Position nach der minimalinvasiven Korrektur-OP vorbereitet. Diese erfolgt unter Vollnarkose über die Mundhöhle. Auf einer Linie oberhalb der Zahnwurzeln entlang des Nasenbodens löst man den Oberkiefer vom Mittelgesicht. Er lässt sich nun in die gewünschte Position bewegen, wo ihn anschließend kleine Titan-Platten und Schrauben stabilisieren.

Unterkieferrücklage

Eine Unterkieferrücklage oder mandibuläre Retrognathie zeigt sich deutlich mit einem fliehenden Kinn und bildet die häufigste sagittale Kieferfehlstellung. Die Unterlippe liegt oft stufenförmig hinter der Oberlippe.

Beschwerden

Typisch sind hier anhaltende schmerzhafte Beschwerden im Kiefer, häufige Kopfschmerzen oder auch Nackenschmerzen.

Unterkiefervorverlagerung

Vor der OP zur Unterkiefervorverlagerung tragen Patienten circa 6 bis 18 Monate eine feste Zahnspange, die vorhandene Zahnfehlstellungen korrigiert und das Gebiss in die zukünftige Position führt. Die anschließende Kieferumstellung (Osteotomie) in Vollnarkose wird heute in einer neuen, minimalinvasiven Form mit minimalem Risiko einer Nervenschädigung ausgeführt. Unter Einsatz der 3D-Diagnostik können der Nervenverlauf des Patienten bereits vorher sichtbar gemacht und die Operation sorgfältig vorgeplant werden. Dabei wird der Unterkiefer in Z-Form oberhalb der Weisheitszähne aufgespalten und in die gewünschte Position verlagert. Winzige Platten und Schrauben aus Titan fixieren den Kiefer bis er neu zusammengewachsen ist und sich der  fBiss stabilisiert hat. Nach etwa sechs Monaten können die Schrauben in einer kleinen OP ebenfalls unter Vollnarkose wieder entfernt werden.

Bimaxilliäre Umstellung und Gesichtsasymmetrie

Gesichtsasymmetrie zeigt sich an klar von der Gesichtsmitte abweichender Nase und Kinn. Die Ursache sind komplexe, größere Fehlstellungen – erblich bedingt oder auch durch einen Unfall.

Beschwerden

Ähnlich vielschichtig können die Beschwerden ausfallen – vom Kieferknacken bis hin zu Schmerzen oder anderen Funktionsstörungen vom Kiefergelenk bis in die Wirbelsäule. Oft ist die Kaufunktion beeinträchtigt und zudem empfinden viele Patienten ihre ungleichmäßigen Gesichtszüge als Beeinträchtigung.

Bimax – Vor- / Rückverlagerung beider Kiefer

Hier werden beide Kiefer bei einem Eingriff (nach kieferorthopädischer Vortherapie) über die Mundhöhle korrigiert. Dabei beginnt man mit dem Oberkiefer, löst ihn vom Nasenboden und fixiert ihn in einer mit digitaler 3D-Technik vorgeplanten neuen Position. Danach folgt der Unterkiefer. Er wird ebenfalls gelöst und exakt an die Oberkieferposition angepasst, bevor er genauso mit Platten und Schrauben aus Titan stabilisiert wird.

Mögliche Risiken:

Alle drei Operationen zählen heute zu den Routineeingriffen. Mit umfangreicher digitaler OP-Planung, Diagnostik und Vorbereitung ergeben sich nur noch sehr selten ernste Komplikationen wie Nerven- oder Zahnwurzelverletzungen, Fehlpositionierungen oder neue Kiefergelenksbeschwerden. Sensibilitätsstörungen nach der OP gehen in aller Regel vollständig zurück. Schwellungen verschwinden nach circa zwei Wochen und nur vereinzelt bleiben Restschwellungen für einige Monate bestehen. Bei der Planung und Umsetzung der Dysgnathie-Therapie lassen sich ganz erhebliche Verbesserungen erreichen, die mit positiven funktionellen (Biss und Atmung) und ästhetischen Ergebnissen einhergehen.

Wissenswertes zur Nachsorge:

  • Kühlmasken und Lymphdrainagen fördern den schnellen Rückgang von Schwellungen.
  • Die Nachsorge nach der OP erfolgt durch den Kieferchirurgen zur Kontrolle der Wundheilung regelmäßig.
  • Der Kieferorthopäde nimmt danach für ein weitere Monate die Feineinstellung mit der Zahnspange vor.
  • Rauchen ist in den ersten Monaten der Heilung tabu.
  • Circa sechs Wochen nach der OP sollte nur weiche Kost auf den Teller kommen.
  • Sportliche Betätigung oder körperliche Anstrengung sollten in den ersten Wochen nach der OP unterbleiben.
  • Krankschreibung nach OP in der Regel für 4-6 Wochen;