Bei einem Schmalkiefer oben oder unten ist die Breite des Kiefers verengt. Bei diesen transversalen Dysgnathien kann die Kieferbreite ein- oder beidseitig in Relation zum jeweils anderen Kiefer eingeschränkt sein. Hier kommt es häufiger zu Kombinationen mit anderen Fehlstellungen, die eine breitere Therapie erforderlich machen können. Ein zu schmaler Oberkiefer deutet sich oft schon im frühen Kindesalter mit einem offenen Biss an. Während dann noch eine rein kieferorthopädische Korrektur möglich ist, kann der Kiefer bei Jugendlichen oder Erwachsenen nur noch operativ mit einer Gaumennahterweiterung (GNE) korrigiert werden, um Zahnschäden zu vermeiden. In diesem Alter ist der Schmalkiefer sehr deutlich an seinen stark verschachtelten, eng gestaffelten Zähnen im Frontzahnbereich zu erkennen. Die gesamte obere Zahnreihe ist schmaler und verläuft fast dreiecksähnlich statt in normaler Bogenform. Aus dem Zahnengstand ergibt sich auch der Behandlungsbedarf. Er erschwert erheblich die Mund- oder Zahnhygiene. Die verschachtelten Zähne bilden viele Plaqueretentionsnischen und damit Platz für die Entstehung von Karies oder Parontopathien. Auch eine Fehlbelastung der Kiefergelenke mit Schmerzen bis in den Nackenbereich wird hier oft festgestellt. Ursache ist die Störung der Kaufunktion, die sich zusätzlich noch mit Zahn- oder Zahnbetterkrankungen bemerkbar machen kann. Dazu ist die Nasenatmung eingeschränkt, was eine verstärkte Mundatmung fördert, die wiederum die Mundschleimhäute austrocknet. Dadurch wird das Zahnfleisch entzündungsanfälliger. Eine chirurgische Gaumennahterweiterung erlaubt es, den Oberkiefer zu erweitern und gleichzeitig gesunde Zähne zu erhalten. Zur Korrektur setzt der Kieferorthopäde eine Dehnungsapparatur ein. Im Anschluss wird bei einer kurzen minimalinvasiven OP über die Mundhöhle der Oberkiefer an vier Stellen geschwächt, sodass die Apparatur den Kiefer effektiv verbreitern kann. Schnell zeigt sich eine Lücke zwischen den Frontzähnen, die später kieferorthopädisch geschlossen wird. Neues Knochenmaterial wächst ganz von selbst im Oberkiefer und stärkt ihn bei der langsamen Verbreiterung automatisch. Langsam wird hierbei auch eine immer bessere Nasenatmung möglich, weil die Atemwege sich zunehmend öffnen. Einen unteren Schmalkiefer kennzeichnet ebenfalls ein extremer Engstand der Zähne mit starker Verschachtelung im Frontzahnbereich. Deswegen gleichen sich auch die Beschwerden: hohe Anfälligkeit für Karies und Parontopathien durch eingeschränkte Mund- oder Zahnhygiene., gestörte Kaufunktion, Fehlbelastung der Kiefergelenke und Schmerzen in Kiefer, Kopf oder Nacken. Hier kommt außerdem noch der Platzmangel für die Zunge hinzu, welcher häufiger die Aussprache einschränkt. Die Unterkieferdistraktion – auch UK-Distraktion oder Unterkiefer-Mid-Split – verbindet den Dehnungseffekt einer kieferorthopädischen Apparatur mit einem kurzen minimalinvasiven Eingriff unter Vollnarkose. Vor dem Eingriff setzt der Kieferorthopäde die Apparatur an, bevor über die Mundhöhle der Unterkiefer direkt in der Mitte operativ geschwächt wird. So kann er von der Apparatur aufgedehnt werden. Nachwachsendes Knochenmaterial unterstützt und stabilisiert die Verbreiterung. Ist sie beendet, schließt der Kieferorthopäde auch die entstandene Lücke zwischen den Frontzähnen. Gaumennahterweiterung und Unterkieferdistraktion sind beides sehr sichere Korrekturverfahren für einen Schmalkiefer. Computergestützte, dreidimensionale OP-Planung und Diagnostik oder auch eine OP-Simulation erfassen und berücksichtigen alle anatomischen Strukturen in den Kiefern. Nervenschädigungen oder Gefäßverletzungen sind dadurch nahezu vollständig ausgeschlossen. Unmittelbar nach der OP können Taubheitsgefühle auftreten, die aber langsam abklingen. Und anfangs knirscht der Kiefer manchmal – auch das legt sich bald. Ebenso lockern sich öfters zeitweise die Frontzähne während der Dehnungsphase, bevor sich die Strukturen der Zahnreihe vollständig anpassen.Oberer Schmalkiefer
Beschwerden
Behandlung durch Gaumennahterweiterung
Unterer Schmalkiefer
Beschwerden
Behandlung durch Unterkieferdistraktion
Mögliche Risiken:
Wissenswertes: